Oktober 2022
Bild von links nach rechts: Forstamtsleiterin Christina Haensch, MdL Susanne Müller
MdL Müller und Leiterin des Forstamtes Christina Haensch trafen sich zu einem interessanten Austausch in Ahrweiler. Frau Haensch schilderte die Herausforderungen, vor denen mittlerweile alle Forstämter stehen. Es sind die Folgen des Klimawandels, und die damit einhergehende langanhaltende Trockenheit, die die Bäume schwächen, welche aufgrund des Trockenstress keine Abwehrkräfte mehr haben. Das macht das Eindringen für Schädlinge, wie z.B. den Borkenkäfer an Fichten einfach. Von der zunehmend warmen und trockenen Witterung profitieren viele Schadorganismen, die sich damit noch stärker verbreiten und noch mehr Bäume befallen können – das trifft sowohl auf den Borkenkäfer als auch den an den frischen Blattaustrieben fressenden Eichenprozessionsspinner zu. Das Konzept der Zukunft heißt deshalb Vielfalt . Denn mit der Vielfalt im Wald wird das Risiko gestreut. Dazu gehört die Entwicklung von klimastabilen Mischwäldern mit vielen verschiedenen Baumarten. Es werden auch fremdländische Baumarten getestet, die mit der Trockenheit besser zurechtkommen, so z.B. die Esskastanie.
Ein weiteres Themenfeld war die Frage der Landtagsabgeordneten, welchen Einfluss der Wald und welchen Beitrag Forstwirtschaft zum Hochwasserschutz beitragen können. Erhebliche Verklausungen an Brücken durch Totholz hatten zu erheblichen Wasserpegeln und Wasserspitzen beigetragen. Frau Haensch erläuterte, dass den Wäldern eine bedeutende Rolle für den Bereich des Schutzes und der Vorsorge vor Hochwasser zukommt.
Wald wirkt auf den Wasserabfluss deutlich verzögernd und auf den Wasserhaushalt insgesamt ausgleichend. Bäume fangen in ihren Kronen schon einen Teil der Niederschläge auf, die dort teilweise verdunsten und so gar nicht erst auf den Boden gelangen. Durch die Kronen wird die Geschwindigkeit des Niederschlagswassers deutlich gebremst, ganz anders, als wenn dieses direkt auf dem blanken Boden landen würde. Auch die Speicherkapazität von Waldböden ist naturgemäß hoch. Daher ist der Abfluss gegenüber landwirtschaftlichen Flächen stark verringert.
Im Moment wird geprüft, welche Waldwege notwendig sind und bleiben und welche der Wege der Natur zurückgegeben werden können. Darauf können wieder Pflanzen und Bäume wachsen und der oberflächliche Abfluss verringert werden. Am dauerhaft bestehenden Wegenetz soll durch geeignete Maßnahmen das abfließende Wasser in die Waldbestände geleitet und damit das Wasser im Wald gehalten werden.
Frau Haensch macht klar, dass eine engere Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung sowie der Unteren Wasserbehörde unablässig ist und die Herausforderungen der Zukunft vereinfachen würden. Der Weg ist nur gemeinsam zu schaffen.
Die Aufgaben eines Revierleiters sind vielschichtig, erklärt Frau Haensch, und wichtig für die Zukunft der grünen Lunge. Leider ist durch den Klimawandel und seinen Folgen für den Wald die Arbeit zunehmend von extremer Belastung begleitet, da die Anforderungen und die Aufgabenvielfalt gewachsen sind. Der Wald verändert sich. Der Waldumbau vollzieht sich durch die großflächigen Abholzungen aufgrund von Kalamitäten noch schneller. Weiterhin müssen Wege instandgehalten werden, es müssen Konzepte für die Wiederbewaldung der großen Kahlflächen sowie den Umbau der Wälder in klimastabile und damit zukunftsfähige Mischwälder erstellt und umgesetzt werden, hinzu kommt die oft sehr schwere körperliche und aufgrund der kranken und absterbenden Bäume zunehmend gefährliche Arbeit. Auch die gegenwärtig hohe Nachfrage nach Brennholz bindet viel Kapazitäten. Der Fachkräftemangel ist deutlich spürbar und verschärft die Situation.
Die Landtagsabgeordnete Müller nimmt die Anregungen aus dem Gespräch gern mit nach Mainz. Auch die Hinweise der Forstamtsleiterin bezüglich der Rahmenbedingungen der Kolleginnen und Kollegen vor Ort müssen reflektiert werden. Die Kolleginnen und Kollegen des Forstamts leisten einen entscheidenden Beitrag, die Wälder und ihre vielfältigen und für uns Menschen lebenswichtigen Funktionen auch für künftige Generationen zu schützen und zu erhalten. Und damit wird auch ein erheblicher Beitrag zum Klimaschutz geleistet. Im Wald selbst, als auch durch die nachhaltige Holznutzung in langlebigen Produkten und Häusern wird viel Kohlenstoff gespeichert. Frau Haensch betont, dass die Herausforderungen der nächsten Jahre groß sind und es wichtig sei, viele junge Menschen für dieses Berufsfeld zu gewinnen, um sich für eine positive Zukunft des Waldes einzusetzen.